Oblaten

Der benediktinische Oblatenlaie, so zitiert es der Artikel 2 der Satzung der italienischen Säkularbenediktiner/innen, das im Jahr 2000 endgültig bestätigt wurde, ist derjenige Christ, der als Mann oder Frau, Laie oder Kleriker, in seiner familären und sozialen Umgebung lebt, während er/sie sowohl die Gaben Gottes und als auch den Ruf Ihm zu dienen anerkennt und annimmt, im Hinblick auf die Möglichkeiten und Erfordernisse der Taufweihe und des eigenen Lebensstandes. Der Oblate schenkt Gott seine Oblation und lebt seinen Glaubensweg nach den heiligen Regeln und der spirituell-monastischen Tradizion.

Oblatus, das Partizip Perfekt des lateinischen Verbs offerre, weist auf die Handlung des sich Selbst-Schenkens hin. In der benediktinischen Regel wird das Verfahren über die Aufnahme der Söhne und Töchter von Adelsgeschlecht beschrieben, bei dem die Hände des Kindes in das Altartuch gehüllt wurden und es so mit der oben beschriebenen Bitte für immer dem Herrn geweiht wurde. Zeugnisse über dieses Verfahrens offenbaren sich bereits im zweiten Buch der Dialoge vom Hl. Gregor der Große. Dort werden Fälle geschildert, in denen Patritzierkinder dem Kloster in Montecassino dargebracht wurden, um dort im Dienst Gottes erzogen zu werden.

Schon damals, lange bevor die Zeit beendet worden war, in denen die väterliche Autorität über den einzuschlagenden Lebensweg der eigenen Kinder entschied, gab es schon Erwachsene, die ihr Leben als Oblaten, einem Kloster darbrachten. Einige taten dies in der Weise, dass sie ihre Arbeitskraft dem Kloster anbaten, während sie das Kloster einem anderen Tätigkeitsort vorzogen oder sie ertrugen freiwillig die Quälereien mächtiger Herren. Wiederum andere traten einem Kloster pro remedio animae bei und sicherten sich die Gebete der Mönche, um zu einer Bekehrung in den alltäglichen Gewohnheiten und zur Erlösung der Seele zu gelangen. Sie baten auch oft darum auf dem Friedhof des Klosters bestattet zu werden.

Die Geschichte zeigt, dass sich im Laufe der Jahunderte verschiedene Formen herausgebildet haben, in denen eine spirituelle Bindung an eine monastische Gemeinschaft möglich war, indem man innerhalb des Klosters lebte, eine bestimmte Ordenskleidung trug oder regelmäßig in das Kloster ging, um dort am Gebets- oder Arbeitsleben teilzunehmen. Einige Figuren haben an Bedeutung gewonnen, wovon zwei Frauen besonders erwähnenswert sind: Die Hl. Francesca Romana (1384- 1440), Patronin der Oblaten, und Elena Lucrezia Cornaro Piscopia (1645- 1684), die erste Frau mit einem akademischen Abschluss. Die Hl. Francesca war Oblatin des olivietischen Klosters von S. Maria Nuova in Roma und hat ihr ganzes Leben der Erhaltung des Friedens in ihrer Stadt und der Einheit der Kirche gewidmet. Sie interessierte sich für die Armen, Kranken, Sterbenden und für die Versöhnung von Verfeindeten. Als Ehefrau, Mutter, Witwe und angesehenes Mitglied der Gemeinschaft war sie immer eine Frau angetrieben vom Gebet und von der Einübung im Gehorsam.

Elena Lucrezia Cornaro Piscopia wurde im Jahr 1678 zur magistra et doctrix in Philosophie ernannt. Sie besaß eine Bildung über die Klassiker ihrer Zeit, war kritisch im Umgang mit dem tradizionellen Aristotelismus und aufmerksame Beobachterin der Natur. Zugleich war sie konkret und entschieden in ihrer politischen Haltung. Als sehr fromme Oblatin widmete sie sich dem Studium und den Werken der Barmherzigkeit, dem einfachen Gebet und nahm an der monastischen Liturgiefeier teil, zuerst in der Kirche S. Giorgio in Venezia, wo sie auch ihre Oblation ratifizierte, dann später in der Abtei von S. Guistina in Podova, wo sie begraben worden ist.

Seit der Epoche Benedikts bis zum heutigen Tag gilt, vom dem Moment an, in dem sich sich jemand dazu berufen weiß, sich in bewusster und radikaler Weise in den Leib Christi einzufügen, zu dem er bereits seit der Taufe gehört. Er nimmt die benediktinische Regel als Orientierungsgrundlage an und bindet sich damit spirituell an eine monastisch-benediktinische Komunität. Er baut eine persönliche Beziehung zum Kloster auf, die gleichsam eine Familie ist, zu welcher er sich berufen fühlt. Er hört zu (erste Regel der benediktinischen Regel) und ob-audisce, er neigt das Ohr des Herzens und, während er gegen die Trägheit des Geistes ankämpft, macht er sich auf den Weg…

Sein Leben ist charakterisiert durch eine konstante Suche nach dem Willen Gottes und den Wundern, die Gott in Mitten seines Volkes wirkt. In der Heiligen Schrift findet er unendlich viele Weisen, in denen sich Gott offenbart. Der Oblate nährt sich in der täglichen Übung der Lectio Divina aus dem Wort Gottes, das Bedeutung erlangt in der Natur, in den täglichen Aufgaben, den Instrumenten der Arbeit und in den Personen: Sie sind Mönche, Nonnen, Oblatinnen und Oblaten, die sich dem Herrn als Schwestern und Brüder weihen. Das Leben des Oblaten charakterisiert sich auch dadurch, dass er in der Präsenz Gottes lebt und Ihm in Gemeinschaft mit dem eigenen Kloster lob, welches das Lob der Kirche ist, und dem Vater in Christus Jesus Danksagung darbringt als einstimmiges Werk seines Geistes und seiner Stimme (vgl. R.B. 19,7).

Der Oblate lebt von seiner eigenen Arbeit (vgl. R.B. 48,8) im Bewusstsein dadurch seinen Mitbrüdern und Schwestern einen Dienst zu erweisen und sich aktiv an der Vollendung des Reiches Gottes zu beteiligen (vgl. GS 67).

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Laien aufgefordert „von Tag zu Tag immer zur vollen Einheit mit Gott und untereinander zu gelangen, damit schließlich Gott alles in allem sei“ (SC 48). Das Lebensprogramm der Oblaten gestaltet sich derart, dass gerufen sind, wie auch die Nonnen und Mönche und mit ihnen, in Einheit (monos), in Einfachheit zu leben und durch eine regelmäßige Bewusstseinserforschung sich selbst kennen zu lernen, welches zu einer ständigen Versöhnung mit Gott und mit den Mitbrüdern und zu dem Wunsch führen soll, sowohl die Harmonie des Kosmos als auch den Frieden zu erhalten. Dies ist das ganze perducatum Evangelii (R.B. prol., 21), welches bedeutet „nichts vor die Liebe Christi zu stellen“ (R.B. 4,21; vgl. R.B. 72,11), sowie es auch die Aussage des Paulus ausdrückt „nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).

Daher sagt das eben zitierte Statut in Artikel 3: „Der Oblate soll sich um ein Leben in ständiger Konformität mit Christus bemühen. Dies sehe er als einziges Ziel seiner Oblation und der benediktinischen Spiritualtät an. Mit seinem Leben suche er dies in der Welt zu verwurzeln und werde auf diese Weise immer mehr Zeuge der immerwährenden Vitalität des monastischen Lebens durch die christliche Erfahrung.“

So wie die Verbindung von autentischer Brüderlichkeit zwischen den Oblaten desselben Klosters durch gegenseitiges Wohlwollen, durch Respekt und der Teilhabe am gehörten und gefeierten Wort Gottes, wie auch durch die Reflexion im Gebet, die gehalten werden bei Personen, die sich im Namen Gottes im Gebet versammeln, so helfen die gegenseitigen Beziehungen unter den Oblaten das Herz zu erweitern (vgl. R.B. prol., 49). So geschehe auch die Aufnahme neuer Mitglieder, neuer Situationen, neuer Gäste, durch die man die ewige Neuigkeit der Geschichte aufnimmt, nämlich Christus.

Um die Entwicklung der Beziehungen unter den Gruppen zu fördern, sind in Italien verschiedene Einrichtungen geschaffen worden, die als Organismen der Vernetzung gelten sollen und unter welchen zu erst die Versammlung der Gruppen-Koordinatoren, die für gewöhnlich alle drei Jahre zusammenkommen, zu nennen sind. Diese Versammlung wird vom nationalen Koordinator einberufen. Ferner das leitende nationale Consilium, das mindestens zweimal im Jahr durch Einberufung des nationalen Koordinators zusammenkommt und sich aus den durch die Versammlung neu gewählten Oblaten zusammensetzt. Alle drei geographischen Zonen sind darin Vertreten: Nord-, Mittel- und Süditalien. Daneben gibt es noch den nationalen Assistenten und zwei Vize-Assistenten, die von den intermonastischen nationalen Vereinigungen bestimmt werden.

Die Oblaten, tief überzeugt vom Wert des Möchsleben, engagieren sich, das benediktinische Charisma zu erhalten und weiterzugeben. Sie deuten es mit kreativer Teue, geben neue Wegformen vor und rechnen diesem Charisma eine volle Verantwortung zu, damit die verschiedenen Weisen, in denen es gelebt wird, nicht zu seiner Verminderung führen, sondern es im Gegenteil anspornen zu einer größeren Fruchtbarkeit. Es wird in besonderem Maße im Geheimnis der Kommunion der Kirche vereinigt und es leitet auf dynamische Weise die einzige Mission zur universalen Berufung zur Heiligkeit und zur vollkommenen Liebe ein.

Die Oblation ist der liturgisch-spirituelle Akt, der von der Kirche anerkannt wird (vgl. Statuten Art. 3). Sie resultiert aus einer Lehrzeit, die in ihrer Zeitdauer variabel sein kann, und von der Entscheidung des Abtes und der Komunität, mit welchen der Oblate in Beziehung tritt, abhängig ist. Konkret wird die Oblation unter Anleitung des Abtes oder eines von ihm eingesetzten Assistenten im persönlichen Leben des Oblaten, dass eine Bekehrung im Sinne der benediktinischen Regel erfordert und sich in der Teilnahme am Gebet, des monastischen Arbeitsdienstes, das von Kloster zu Kloster unterschiedlich sein kann, und im Dialog bzw. in der bereichernden Auseinandersetztung mit wichtigen Inhalten.

Durch das heranwachsen im Glauben und durch die Einübung in die guten Werke (vgl. R.B. prol., 21), bemühen sich die Oblaten Christus in der Welt sichtbar werden zu lassen.

Während sich die Welt heute zuweilen in Teilstücke, im disonanten und banalisierten Zustand und in Eile präsentiert, vielfach resultierend aus Konsumhaltung und dem Versuch auszubrechen, bei dem man den Eindruck hat, dass die familären und sozialen Wurzeln sich aufzulösen beginnen, schauen die Oblaten mit einem österlichen Blick auf die Welt. Sie sind sich sicher, dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“(Röm 8,28).

Im Raum-Zeit-Verhältnis, in das uns Gott gestellt hat, sollten wir versuchen unsere spirituellen Wurzeln zu entdecken, sowie die unendliche Potenzialität der Natur und der Gnade, die uns im gegenwärtigen Augenblick verborgen liegen und den Kosmos, der uns umgibt, ohne jedoch aus den Augen zu verlieren, dass Gott es ist „in dem wir leben, uns bewegen und sind“ (Apg 17,28).

Die Oblaten in Italien schauen so jeden Tag auf die Gegenwart und Zukunft mit den Absichten die Werte des Reiches Gottes voranzubewegen, menschliche Bedigungen zu schaffen für mehr Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, Würde, Solidarität und Dialog. Sie arbeiten wie die Hefe im Teig mit Kompetenz und Verantwortung, und zeigen Barmherzigkeit und Mitgefühl.

Die Liebe beginnt da, so sagt es uns der Hl. Benedikt, wo man sich gegenseitig in physischer und spiritueller Krankeit erträgt (vgl. R.B. 72,5).

Die Diskretion, die zu einer benediktinischen Tugend gehört, vereinigt in sich Aufrichtigkeit und Ausgeglichenheit, Demut und Schlichtheit von Herzen, welche die Wurzeln für die Evangelisation unserer Welt sind.

Die Sehnsuch nach Einheit und Harmonie mit sich selbst, mit Gott, mit den Mitbrüdern und Schwestern und mit der Natur, befindet sich in der Tiefe des menschlichen Herzens. Sie bringt die Kraft auf, um zur Vollendung zu gelangen.

Offizielle web-seite des Organisationskomitee des Weltkongress der Benediktineroblaten